Ev. Auferstehungs-Kirchengemeinde Remscheid

Alle sind eingeladen - Gedanken zum 2. Advent

Alle sind eingeladen - Gedanken zum 2. Advent

Alle sind eingeladen - Gedanken zum 2. Advent

# Andacht to go

Alle sind eingeladen - Gedanken zum 2. Advent

Ein Bummel durch die Innenstadt im Advent. Die Straßen sind voller Menschen und alle scheinen in Kauflaune zu sein. Ich bleibe vor einen Juweliergeschäft stehen. Hier sollen wohl Kunden mit größeren Bankkonten angesprochen werden. Hochpreisige Uhren, ausgewählte Schmuckstücke und Accessoires in Edelmetallen. Das alles ist sehr geschmackvoll dekoriert und ich fühle mich angesprochen. Natürlich weiß ich, dass ich für diese Dinge keine Verwendung habe und sie auch kaum bezahlen kann.

Mein Blick geht durch das Schaufenster und bleibt an einer prachtvoll geschnitzten Krippe hängen. Maria, Josef, das Kind. Die heilige Familie zu Dekorationszwecken.

Zunächst denke ich – wie vermutlich viele andere – nicht weiter über das Gesehene nach. Wir sind inzwischen ja alle so mit weihnachtlichen Impressionen überflutet, dass Einzelheiten gar nicht mehr wahrgenommen werden. Ich gehe weiter im Strom der Menschen. Ein paar Meter weiter sitzt ein Mann auf der Straße. Sein Hund liegt neben ihm und er hat einen Becher für Münzen vor sich stehen. Die meisten Leute gehen achtlos vorbei. Er stört vermutlich das vorweihnachtliche Bild. Und genau in diesem Moment fällt mir auf, was in dieser Fußgängerzone nicht stimmig ist - trotz großer Bemühungen, eine festliche Atmosphäre zu inszenieren.

Die heilige Familie steht in einem Juweliergeschäft und an einem Bettler in der selben Straße geht man vorbei. Auf der Kinderseite einer Illustrierten hieße es vermutlich: „Finde den Fehler!“

Die Weisen aus dem Morgenland mögen dem neugeborenen Kind vielleicht prachtvolle Geschenke mitgebracht haben. Wer weiß? Aber die haben nichts an der Situation geändert. Da ist eine Familie in einem Stall untergebracht, weil sie nirgendwo aufgenommen wurde. Da kommen Wanderarbeiter und Hirten und Tagelöhner und  staunen. Menschen von ganz unten sind zu Gast. Und all diesen Leuten wird vom Himmel aus zugerufen „euch ist heute der Heiland geboren“!

An diesem Tag im Advent habe ich noch einmal ganz neu gespürt, welche Bedeutung dieses Weihnachtsfest für mich hat. Ja! Auch die Kunden des Juweliers dürfen kommen. Und sie sind gern gesehen in diesem Stall. Wie eben auch die drei Könige. Aber es ist keine exklusive Einladung wie vielleicht zu einem Opernball.

Eingeladen sind alle. Und wenn uns das bewusst wird, dann stört ein Bettler in der Fußgängerzone vielleicht nicht mehr unser Bild. Zu ungetrübter Weihnachtsfreude gehört er ausdrücklich dazu. Und erst, wenn uns das nicht mehr befremdlich ist, können wir wirklich einstimmen und den himmlischen Gesang und gemeinsam bekennen: „Ehre sei Gott in der Höhe!“

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!

Ihr Diakon Christian Busch

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