08/08/2024 0 Kommentare
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
# Andacht to go

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Ein langer, schwerer Weg liegt vor uns. Die Strecke ist unüberschaubar.
Wir helfen uns dann mit kleinen Tricks über die Runden, indem wir uns überschaubare Einheiten einteilen: den nächsten Schritt, den nächsten Kilometer, den nächsten Tag. Mittwochs feiern wir das „Bergfest“ einer Woche. Von da aus ist es nicht mehr weit bis zum Wochenende. Langstreckenläufer*innen haben ihre eigenen Strategien, um den Crosslauf oder (Halb-)Marathon zu schaffen.
Eine lange, schwere Strecke ist auch die Passionszeit, in der wir gedenkend unterwegs sind. Wir wissen alle, worauf diese sieben Wochen hinauslaufen: Ostern, Feier der Auferweckung Jesu drei Tage nach seiner Hinrichtung.
Auch wenn wir das Ziel kennen; die Strecke bleibt eine Herausforderung. Nur durch den Tod geht es zu neuem Leben. Das drückt auch der Spruch für die kommende Woche aus. Jesus sagt an seine Jünger*innen gerichtet: „Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn, das in die Erde fällt, nicht stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, trägt es viel Frucht.“
Und wir feiern an diesem Wochenende mitten in der Passionszeit ein „Bergfest“, das „kleine Osterfest“. Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Der 4. Sonntag der Passionszeit heißt „Laetare“. So beginnt in der lateinischen Fassung Vers 10 aus Jesaja 66: „Laetare …“ – „Freut euch“. „Freut euch mit Jerusalem und jauchzt alle, die ihr sie liebt! Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr um sie trauert! Weil ihr saugen dürft und euch sättigen an den Brüsten ihres Trostes, weil ihr schlürfen dürft und euch erquicken an den Brüsten ihres Glanzes. (Jesaja 66,10-11)
An diesem Sonntag in der Passionszeit feiern wir in Vorfreude darauf, dass das Osterfest näher rückt.
Das wird auch durch die liturgische Farbe ausgedrückt: In das Violett der Fastenzeit mischt sich an diesem Tag schon ein wenig von der weißen Farbe des nahenden Osterfestes. So wird aus Violett rosa. Das österliche Weiß strahlt schon durch das Violett hindurch.
Mitten in der Trauer, im Schmerz verweilen wir, um auszuruhen, Pause zu machen, Kraft und Mut zu tanken.
Kahle Erde wird wieder grün, Schneeglöckchen und Krokusse blühen. Auf den Äckern brechen die Getreidehalme hervor. Selbst da, wo man es nicht vermutet hätte, sprießt Leben auf. Gibt es ein überzeugenderes Bild für die Kraft der Liebe Gottes?
In unserem Gesangbuch steht ein Lied, das genau dem Ausdruck gibt, das uns tröstet, stärkt und ermutigt (eg 98):
1. Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt – Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
2. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
3. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn – hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Ihnen ein frohes „kleines Osterfest“.
Bleiben Sie behütet – in allem, Ihre
Pfarrerin Anne Simon
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