Ev. Auferstehungs-Kirchengemeinde Remscheid

Gedanken zum „Tag der Arbeit“

Gedanken zum „Tag der Arbeit“

Gedanken zum „Tag der Arbeit“

# Andacht to go

Gedanken zum „Tag der Arbeit“

Es ist schon seltsam: Wer, wie ich, zumindest im Auto WDR4 hört, schwimmt nicht bloß auf der musikalischen Nostalgiewelle, sondern wird beinahe jeden Morgen mit einem anderen Mottotag begrüßt. Dabei reicht die Auswahl vom „Tag des Hundes“ bis zum „Tag der Orchidee“ oder dem „Tag des Blattsalates“.

Dazwischen nun sicherlich der „Tag der Arbeit“, traditionell, genauer seit Anfang des 20. Jahrhunderts, begangen am 1. Mai. Ein paar Wochen nach dem schon genannten Vierbeinergedenken und bald abgelöst von der Würdigung von Dosenfutter und Wellensittichen.

Der „Tag der Arbeit“ – einer von vielen nur noch?

Nur noch Ausschlafchance nach dem Tanz in den Mai, außer man gehört zu den Unentwegten, die auf dem Rathausplatz den Gewerkschaftskundgebungen lauschen?

Der „Tag der Arbeit“ – Relikt aus alten Zeiten, dummerweise von Adolf Hitler zum arbeitsfreien Feiertag erhoben und nicht nur deshalb seltsam verquer in der angeblichen Freizeitgesellschaft?

Könnte man meinen, oder?

Oder gehören Sie zu denjenigen, die jedes Jahr um 9 Uhr am Ökumenischen Gottesdienst teilnehmen, weil Ihnen das Nachdenken über die Arbeit im Horizont unseres Glaubens ein Herzensanliegen ist?

Falls nicht: Ich will Ihnen hier garantiert kein schlechtes Gewissen machen.

Schließlich ist für viele von uns „ausschlafen“ jenseits von Feiertagen ein Fremdwort.

Nicht umsonst ist ja die sog. „Beschäftigungsquote“ so hoch wie noch nie.

Angesichts von Fachkräftemangel, hohen Mieten und Inflation erscheint der Ruf nach weniger Wochenarbeitszeit und Rente mit 63 ohne Abzüge für alle nur noch der Lokführergewerkschaft unmittelbar einleuchtend.

Der Traum von immer mehr Freizeit dank immer mehr Automatisierung und daraus gewonnener Wertschöpfung scheint ausgeträumt, zumal wir „Babyboomer“ uns anscheinend bei der Produktion von Nachwuchs auch für den Arbeitsmarkt wohl zu sehr zurückgehalten haben.

Dabei ist besagter Traum biblisch gar nicht so weit hergeholt: Schließlich wird erzählt, dass sich Adam und Eva völlig problemlos zumindest vegan hätten ernähren können und ansonsten gut Freund mit allen Tieren auf der faulen Haut liegen, wenn sie nicht auf den dummen Gedanken gekommen wären, ausgerechnet von der einzigen Frucht zu naschen, die Gott ihnen verboten hatte.

Prompt wars aus mit den paradiesischen Zuständen.

Stattdessen kam – richtig! – die Arbeit!

Damit ist aber auch gesagt: Arbeit, sei sie noch so qualifiziert, darf zwar Spaß machen, ist aber – und war es eben auch nie! – automatisch eine gern genutzte Chance zur Selbstverwirklichung, netterweise auch noch hoffentlich ordentlich honoriert, sondern vor allem „not-wendig“ in des Wortes ursprünglichster Bedeutung.

Daran lässt die Bibel keinen Zweifel.

Sie weiß: Die Krone der Schöpfung ist nicht bloß dazu da, sich mehr oder weniger schnell kaputt zu arbeiten.

Und: Gott hat jede Menge Talente in SEINE Kinder gelegt. Die gilt es zu fördern gegen jede Engführung im Blick auf die sogenannten „Erfordernisse des Arbeitsmarktes“.

Vor allem: Jesus lässt keinen Zweifel daran: jede und Jeder hat das Recht darauf satt zu werden – auch jenseits des Paradieses.

Wer das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg liest, wird mit dem Gedanken konfrontiert: Jede Mitarbeit ist wichtig, ganz egal wie wir sie bewerten mögen.

Unterschiedliche Einkommen sind eben nicht gottgegeben und auch nicht gottgewollt.

Was also tun?

Sie ahnen es: Vielleicht lohnt sich der „Tag der Arbeit“ doch auch übers ausschlafen hinaus: Als Tag, an dem wir einmal darüber nachdenken können, was eigentlich unsere Aufgabe ist auf Gottes schöner Erde.

Damit sich unsere Arbeit dann wirklich lohnt.

Axel Mersmann

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