Ev. Auferstehungs-Kirchengemeinde Remscheid

Schlafen Sie eigentlich gut?

Schlafen Sie eigentlich gut?

Schlafen Sie eigentlich gut?

# Andacht to go

Schlafen Sie eigentlich gut?

Um mal mit der Tür ins Haus zu fallen: Schlafen Sie eigentlich gut?

 „Gut“ im Sinne von „erholsam“, um nicht gleich zu sagen „tief und traumlos“?Jedenfalls: Ich wünsche es Ihnen.

Andererseits: Ich bin bei diesem Thema durchaus Realist. Zwar sagt der Volksmund unterschwellig provokant „ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“, aber letztlich plagen einen doch immer wieder gewissensunabhängig alle möglichen Sorgen und Nöte, die uns nicht nur buchstäblich bis in den Schlaf hinein verfolgen. Man schläft dann nämlich vielleicht irgendwann ein, wacht aber schweißgebadet bald darauf aus einem unangenehmen Traum wieder auf.

Nicht umsonst weiß der Philosoph: „Alles Leben ist Sorge“.

Wer z. B. Kinder hat, die flügge werden, spricht abends immer länger wegbleiben, kennt das Gefühl: „wo sind die jetzt wohl? Hoffentlich passiert da nichts … Wann sind die denn endlich …“ Schlaf? Eher weniger!

Aber schlafen müssen wir doch, oder?

Was hilft also, wenn wir die Sorgen eben nicht locker verdrängt bekommen?Schäfchenzählen? Sanfte Musik? Vielleicht.

Vielleicht aber auch nicht, vor allem dann, wenn sich die Sorgen, welcher Art auch immer, zu tief eingegraben haben. Wenn sie sozusagen selbständig geworden sind, sprich gar keinen besonderen Anlass mehr brauchen.

Einem guten alten Freund von mir geht es seit Jahr und Tag so. Schon vor dreißig Jahren erzählte er: „Mal richtig ausschlafen? Das kenne ich eigentlich gar nicht mehr. Zwei, vielleicht drei Stunden. Mehr geht nicht. Dann bin ich wach und tigere durch die Wohnung.“ „Wie furchtbar!“, sagte darauf nicht nur ich. „Vor allem ungesund“, ergänzte er fast schon lakonisch. „Das tut meiner Pumpe nicht gut.“

Beinahe schon logisch: Außer Bedauern fiel uns nichts ein. Dies war seltsamerweise aber auch gar nicht nötig, denn unser Freund sprach weiter: „Aber morgen Nacht, da werde ich schlafen wie ein Kleinkind – oder wie ein Murmeltier.“ Und auf unsere verwunderten Blicke hin ergänzte er: „Da kann ich schlafen, weil Ihr für mich wacht. Einmal im Jahr ist das so. Das tut sooo gut!“

Zur Erklärung: Wir befanden uns auf dem sog. „Michaelsfest“ unserer Bruderschaft. Einmal im Jahr, zumeist im September oder Oktober, treffen wir uns von Donnerstag bis Sonntag nach einer festgefügten Ordnung. Der Freitag ist dabei der „Tag der Rechenschaft“. Abgeschlossen wird er mit der Beichtfeier, an die sich die Nachtwachen anschließen: Immer zwei Brüder übernehmen jeweils eine Nachtstunde und beten in dieser Zeit für die Brüder samt ihren Familien und der ganzen Welt.

In dieser Nacht ist für unseren Freund die Welt zwar nicht gänzlich in Ordnung, aber er weiß sich behütet, gleichsam von uns vor Gott gebettet. Er, von Beruf übrigens Hauptmann der Bundeswehr, kann sich endlich einmal anvertrauen, fast schon abgeben.

Wie gesagt: Einmal im Jahr gelingt dies.

Einmal im Jahr wird seine Sehnsucht gestillt. – Eine Sehnsucht, die er vermutlich mit uns allen teilt: Die Sehnsucht danach, dass eine oder einer die Wacht über uns hält. Nicht umsonst heißt es doch im berühmtesten klassischen Weihnachtslied: „Alles schläft, einsam wacht nur das traute hochheilige Paar“.

Maria und Joseph: Die Schutzpatrone unserer Nächte. Wer hat sie nicht schon besungen und vielleicht auch ein wenig beschworen?

Ich füge ein viel älteres Wort an. Sie finden es im 121. Psalm:

„Der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“

Gott braucht keinen Schlaf. Er will nicht vor uns die Augen verschließen, sich nicht wegträumen in ein Idyll ohne unsere Sorgen.

ER „hält die Wacht“.

Warum betone ich das? Weil ich Ihnen tatsächlich nicht nur eine gute Nacht wünsche. Vielleicht gelingt es uns ja doch immer mal wieder Ernst zu machen mit dem „alle Sorgen werfet auf IHN, denn ER sorgt für Euch“!

In diesem Sinne: Seien Sie behütet! Tag und Nacht!

Axel Mersmann

 

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